Intervalle

Im westlichen Tonsystem wird eine Oktave in 12 Halbtöne unterteilt. Der moderne Mathematiker hätte sie jetzt einfach durchnummeriert von 0 bis 11, etwa N0 bis N11, aber das wäre natürlich zu einfach gewesen, vermutlich aus Effizienzgründen bei der Notation (Papier war damals richtig teuer, schreibkundige Kopisten selten, und auf dem Gebiet der musikalischen Notation bewanderte Schreiberlinge kaum aufzutreiben. Dieser Umstand, und nicht zuletzt diverse harmonische Überlegungen des Herrn Pythagoras, haben zu den 7 üblichen Noten "A" bis "G" geführt.

Um die Intervallbezeichnungen zu verstehen, ist es hilfreich, deren Anordnung auf der Halbtonskala zu wissen:

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 0
C   D   E F   G   A   B C

Die unbezeichneten Felder zwischen den Ganztönen werden als Halbtöne bezeichnet. Wie wir bereits wissen, werden sie mit Hilfe von Erhögungszeichen (#) oder Verminderungszeichen (b) durch die benachbarten Ganztöne ausgedrückt.

Durch die Reduktion auf 7 Noten entsthehen 7 Stufen, I bis VII, mit unterschiedlicher Breite:

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 0
I II III IV   V VI VII I
C   D   E F   G   A   B C

Folglich gibt es auch 7 verschiedene Intervalle:

deutsch englisch symbolisch
Prim prime 1
Sekunde 2nd 2
Terz 3rd 3
Quarte 4th 4
Quinte 5th 5
Sexte 6th 6
Septime 7th 7

Auch hier sieht man wieder: Die Angloamerikaner drücken sich kurz und knackig aus, das Land der Dichter und Denker neigt eher zu lyrischer Umschreibung...

In Akkordsymbolen wird anstelle des vollen Namens der der symbolische Name verwendet. G7 zum Beispiel bedeutet, dass es sich um einen G Dreiklang mit zusätzlicher Septime handelt. Wichtig: Die Zahl hat nichts mit der Länge in Halbtonschritten zu tun! Also eine Septime ist mitnichten 7 Halbtonschritte (hts) lang, sondern 10 oder 11 hts.

Das mag jetzt etwas verwundern, aber einige Intervalle kommen nämlich in 2 Varianten, groß (major), und klein (minor), daher. Andere dagegen nur in ihrer reinen (perfect) Form. Die folgende Tabelle stellt sie zusammen. In der ersten Spalte ist die Länge in Halbtonschritten (hts) aufgeführt:

Länge/hts Variante englisch symbolisch
0 perfect prime 1
1 minor 2nd m2
2 major 2
3 minor 3rd m3
4 major 3
5 perfect 4th 4
6 augmented 4th a4, #4
diminished 5th d5, b5
7 perfect 5th 5
8 minor 6th m6
9 major 6
10 minor 7th m7
11 major 7

Interessant ist das Intervall der Länge 6 hts: Es hat zwei Namen. Die Ursache dafür ist, wie so vieles, historisch bedingt. Ein solches Intervall klingt extrem disharmonisch, teuflisch dunkel. Man sagt, ein Komponist im finsteren Mittelalter wäre sofort exkommunziert worden, falls er es je verwendete. Das Intervall wurde sozusagen totgeschwiegen (eine besonde Spezialität der Kirche damals). Der gewiefte Komponist hat es daher mit Hilfe seiner benachbarten, reinen Intervalle umschrieben. Und zwar als...

Heute hat man sich sehr an schräge Klänge gewöhnt (Reizüberflutung?), so dass es in unseren Ohren gar nicht mehr so schräg und düster klingt. Man nennt es Jazz.

Merke auf: